Elektroschrottzuschlag gegen Trittbrettfahrer

Kaum ein Müllberg wächst so schnell wie der Elektroschrott. Auf den Markt drängen unablässig neue Geräte, die ihre Vorgängermodelle überflügeln – ein Erneuerungs- prozess, der Risiken birgt.

Werden etwa Laptops oder Fernseher nicht fachgerecht entsorgt, landen wertvolle Rohstoffe im Abfall und gelangen giftige Stoffe in die Umwelt. Entsprechend wichtig ist es, Altgeräte zu sammeln und fachgerecht zu entsorgen. In der Schweiz hat dieses E-Recycling bislang gut funktioniert. Seit 1998 sind Händler, Hersteller und Importeure verpflichtet, Altgeräte kostenlos zurückzunehmen. Die Finanzierung der Geräteentsorgung ist jedoch nicht geregelt.

Heute bezahlen die Konsumenten über die Hersteller und Importeure eine sogenannte vorgezogene Recyclinggebühr. Mehr als 1000 Unternehmen sind Teil dieser freiwilligen Branchenlösung. Mit dem Geld – rund 75 Millionen Franken pro Jahr – stellen die drei privatwirtschaftlichen Recyclingorganisationen Sens, SLRS und Swico die Entsorgung des Elektroschrotts sicher.

Doch dieses System gerät nun aus dem Gleichgewicht. Der Grund: Die Konsumenten beziehen immer weniger Elektroprodukte von Firmen, die freiwillig ins System einzahlen. Stattdessen bestellen sie die Ware von einem Internethändler im Ausland oder kaufen direkt ennet der Landesgrenze ein. Hinzu kommt, dass auch ein Teil der Schweizer Händler sich um die Branchenlösung foutiert. Dadurch müssen die Recyclingorganisationen zunehmend mehr Elektroschrott entsorgen, ohne dass die entsprechenden Mehrkosten gedeckt sind. Sens zum Beispiel fehlen eigenen Angaben gemäss heute 3 bis 4 Millionen Franken jährlich, also etwa 10 Prozent der benötigten Einnahmen.

Die Lösung für das Problem klingt einfach:  Wer Elektrogeräte importiert oder in der Schweiz herstellt und verkauft, soll neu eine vorgezogene Entsorgungsgebühr bezahlen müssen. Davon ausgenommen wären alle jene Akteure, die sich wie heute einem freiwilligen Rücknahmesystem anschliessen. Ein solches Obligatorium mit Befreiungsmöglichkeit ist dem Status quo klar vorzuziehen, um das Problem der Trittbrettfahrer zu entschärfen. Doch wie würde die Umsetzung in der Praxis aussehen?

Sens-Präsident Andreas Röthlisberger verweist auf jene 20 EU-Länder, die sich jüngst zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. Diesem könnte auch die Schweiz beitreten. Die Teilnehmer informieren sich gegenseitig über Trittbrettfahrer und bitten sie zur Kasse. Allerdings wären damit globale Akteure wie etwa der chinesische Internethändler Alibaba weiterhin nicht fassbar. Auch für diese Schwierigkeit skizziert Röthlisberger einen Lösungsansatz. So könnte künftig die Schweizer Post bei solchen Paketen den Endkunden direkt die Entsorgungsgebühr draufschlagen.

So entwickeln sich der Verkauf von Elektrogeräten sowie das Recycling von Elektroschrott:

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Mit Recycling Kunden begeistern

Einige Unternehmen weichen dem Thema Recycling aus, um Kosten zu sparen. Dass es auch anders geht, zeigt das Papierunternehmen Fischer Papier aus St. Gallen und Fulenbach.  „Wir handeln auch Überzeugung. Wenn sich mehr Unternehmen so verhalten würden, hätten wir weniger Probleme auf dieser Welt.“ sagt Andreas Bernhard, Geschäftsleiter. „Mir geht es um das grosse Bild – ich will mehr CO2-Neutralität, einen besseren ökologischen Fussabdruck und eine bessere Ökobilanz. Um dieses Ziel zu erreichen, unternehmen wir viel – beispielsweise heizen wir mit Holz von gebrauchten Paletten, die normalerweise entsorgt werden. Beispielsweise haben wir Erdsondenheizungen und Solaranlagen in Betrieb. Unsere Lieferanten binden wir in einen Kreislauf ein. So werden aus den Plastikabfällen unserer Kunden Abfallsäcke, aus den Metallabfällen neue Druckplatten und aus den Papierabfällen neues Papier oder Wellpappe.“
Nachhaltigkeit ist bei Fischer Papier auch gut für das Geschäft:  Recycling begeistert und bindet die Kunden. Im Rahmen der Dienstleistung Recycling-Service werden bei den  Kunden Papier, Holz, PE-Folien, PET, Druckplatten und Metall abgeholt. Der Service wurde ins Leben gerufen, um Leerfahrten der Flotte von 30 LKW sowie zusätzliche Fahrten von Recycling-Unternehmen zu minimieren und um die fachgerechte Entsorgung zu fördern. Mit dem Service Papierrecycling nimmt das fortschrittliche Unternehmen Druckerei- und Büropapierabfälle zurück und sortiert das Papier aus. Damit wird der Kreislauf des Wertstoffes Altpapier geschlossen und die tiefsten Umweltemissionen erreicht, die überhaupt möglich sind.
Damit die Abfälle effizient verdichtet werden können, kommt eine Kanalballenpresse von Getag zum Einsatz. Die hochqualitative Anlage zeichnet sich durch eine kompakte, möglichst kurze Bauweise aus. Walter Künzler, Logistik und Mitglied der Geschäftsleitung bei Fischer Papier ist sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit: „Die Presse von Getag wurde unseren Anforderungen entsprechend konzipiert, konstruiert und hergestellt. Sie macht unser Kreislaufkonzept Service Papierrecycling erst wirklich zu dem, was er sein sollte. Zu einem Beitrag zur Ressourceneffizienz und somit zum Umweltschutz.“