Strassenkehricht als Ressource

Wie aus Strassenkehricht eine Ressource wird

Anstatt auf Deponien entsorgt zu werden und ein Loch in den öffentlichen Haushalt zu reissen, kann Strassenabfall als wertvolle Ressource genutzt werden.

Reinlichkeit und saubere Strassen sind weltweit ein Markenzeichen der Schweiz. Dieses Image kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern ist vielmehr das Ergebnis harter Arbeit: Allein in Bern sammelt der Strassenreinigungsdienst Schätzungsweise durchschnittlich 8.5 Tonnen Abfall an einem Tag ein. Die von den Strassen aufgesammelte Mischung aus Pappe, Staub, Glas, Grobsand, Metall, Papier, Plastik und Holz ist für die meisten einfach nichts anderes als eine Last, die auf die Müllkippe gehört. In der Vergangenheit gab es kaum Initiativen für einen alternativen Umgang anstelle der Entsorgung auf Deponien oder dem Verbrennen. Alleine die Menge und Vielzahl an unterschiedlichen Materialien zu sortieren, stünde nicht im Verhältnis zu Aufwand und Kosten. Die Schweizer sind zwar Vorreiter in der Abfallverwertung, doch beim Strassenabfall hielt man lange an den bewährten Recycling-Methoden fest.

Aufbereitung statt Deponie

Die Schweiz nimmt schon länger eine Vorreiterrolle bei der Aufbereitung von Materialien anstelle von Deponieren ein. Das Konzept des Aufbereitens anstelle von Deponieren sowie der Umwandlung in Wertstoffe ist zwar nicht neu, doch in jüngster Vergangenheit ist die Technik zur Umsetzung bei Strassenkehricht beträchtlich vorangekommen. Aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten darf man den eingesammelten «Müll» durchaus zu den Ressourcen zählen, davon werden nur manche ausgesonderte Materialien als Brennstoff verwendet oder auf Deponien gelagert. Die Systeme zur Wiedergewinnung erwirtschaften aus «Müll» Ertrag durch Weiterverarbeitung von Strassenkehricht und Verringerung von abgekippten Materialien auf Deponien, was wiederum geringere Abgaben zur Folge hat. Hinzu kommt, dass dabei gewerbliche nutzbare Produkte (z. B. Zuschlagstoffe) entstehen, die auf dem Zweitmarkt für Zuschlagstoffe problemlos verkauft werden können.

Welche Wertstoffe können wiederverwendet werden?

Grobsand mit grösseren Körnungsgrössen und Kies können als recycelte Zuschlagstoffe neu gewonnen und wiederverendet werden. Ausgewaschener Grobsand ist als sekundärer Zuschlagstoff für nichtbauliche Füllungen geeignet. Verbleibende Stoffe wie Sand, Splitt und Kies besitzen ebenfalls bedeutendes Potenzial zur Wiederverwertung. Einige der organischen Materialien können auch für die Kompostierung verwendet werden. Ein sehr geringer Teil der Materialien muss auch zukünftig immer noch auf Deponien verbracht oder verbrannt werden. Jedoch ist durch die Aufbereitung das Wasser bereits aus dem gesammelten Material entnommen, so dass Umfang und Gewicht erheblich verringert sind.

99 Prozent des Kehrichts können recycelt werden

Das neu entwickelte Recycling-System für Strassenkehricht funktioniert über ein Nassaufbereitungsverfahren. Dabei werden die Abfallströme effizient gesiebt, klassiert und entwässert, wodurch 99 Prozent  des Strassenkehrichts als Recyclat von Mülldeponien ferngehalten werden können. Die effektive Rückgewinnung und Wiederverwertung von Materialen, die mithilfe dieser Lösung hergestellt werden können, gewährleistet einen kreativen und nachhaltigen Abfallmanagement-Service: Der Strassenreinigungsdienst bringt das Material zur Siebanlage und füllt dieses in den Aufgeber, anschliessend wird das Material diversen Schritten zum Auswaschen, Sortieren und Trennen nach Grössen und Dichte unterzogen und getrennt. Das System wird als portable oder fest installierte schlüsselfertige Anlage angeboten und kann für die Herstellung einer Reihe von Zuschlagstoff-Endprodukten sofort eingesetzt werden.


Entwicklung öffentliche Umweltschutzausgaben

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Umweltschutzausgaben widerspiegeln die finanziellen Aufwendungen für die Vermeidung, Reduktion oder Beseitigung von Verschmutzungen bzw. andere Beeinträchtigungen der Umwelt. Bei der Anwendung des Verursacherprinzips werden diese Kosten von den Verursachern getragen. In den Bereichen Abfälle und Abwasser ist dies weitgehend der Fall. Die öffentlichen Umweltschutzausgaben der Schweiz sind seit 1990 um 81 % gestiegen und beliefen sich im Jahr 2014 auf 4,3 Milliarden Franken.